Lirum larum Löffelstiel – Ein Check-In der kann sehr viel!

Da gerade einige von euch dabei sind für die nächsten Monate virtuelle Veranstaltungen zu planen, wollte ich einen kleines Kochrezept zum Thema “Check-In” mit euch teilen. Ihr könnt die Eröffnungsrunde am Anfang nämlich sehr gut dazu nutzen, um zwischen den Teilnehmer*innen Nähe und Vertrauen herzustellen.

Sinn & Zweck

Der Check-In hat seine Wurzeln unter anderem in den diversen Meetings die es in den holokratischen Organisationsstrukturen gibt. Stichwort “Holacracy“, einer dezentralen Management und Governance Methode. In den dabei vorgesehenen taktischen und Governance Meetings startet die sogenannte “Facilitator” Rolle (die dafür verantwortlich ist, die beiden Meetings in Einklang mit den Regeln zu moderieren), mit einem “Check-In“. Dabei handelt es sich um eine Eröffnungsfrage die allen Teilnehmer*innen gestellt wird und nacheinander von allen beantwortet wird. Der Check-In dient somit der Fokussierung, setzt den Kontext für das Meeting und hat auch eine Auswirkung auf die Atmosphäre mit der das Meeting ablaufen wird. Eine typische Frage könnte dabei sein: “Mit welchen Gedanken / Gefühlen kommst du gerade an?”

Ein Kochrezept für eine wirksame Eröffnung von virtuellen Veranstaltungen

Für mich persönlich hatte der Check-In den Effekt, dass ich durch das Aussprechen der Gedanken in meinem Kopf diese auch gleichzeitig loslassen konnte, und mich in der Konsequenz besser auf das Meeting konzentrieren konnte. Mit der Zeit habe ich miterlebt, dass es vor allem in verteilten Teams mit virtuellen Meetings einen ganz charmanten Nebeneffekt hatte: Nämlich Nähe und Vertrauen zu schaffen – und zwar zum Teil zwischen Menschen die sich vorher noch nie im Leben physisch begegnet waren. Toll, oder?

Zutaten

Die Basics

Hier möchte ich ein paar Beispielfragen mit euch teilen – fast so wie ein Katalog aus dem ihr euch heraussuchen könnt, was gerade für euch passend ist. Ihr werdet merken, dass die Fragen teilweise eher auf Nähe, teilweise mehr auf Vertrauen abzielen, teilweise auf beides. Und sie sind ganz unterschiedlich in ihrer Intensität. Zusätzlich zielen sie auch auf unterschiedliche Ebenen ab: Mehr den Kopf und Verstand, mehr die Emotion wie beispielsweise:

  • Wo befindest du dich gerade örtlich und räumlich? — Diese Frage kann ergänzt werden durch ein Bild einer Landkarte die ihr im gemeinsamen Meeting Whiteboard teilt auf das jede*r eine Markierung setzt.
  • Was siehst du, wenn du aus dem Fenster schaust?
  • Ich möchte dich einladen, uns einen persönlichen Gegenstand zu zeigen der gerade in deiner Nähe ist. Und vielleicht magst du auch mit uns teilen, was du damit verbindest? — Ist vor allem Wirksam wenn das Video “an” ist.
  • Ich möchte eine Einladung aussprechen und dich bitten eine persönliche Herausforderung oder Sorge mit uns zu teilen.
  • Warum hast du heute “Ja” zu diesem Termin gesagt?

Das besondere Schmankerl

Und dann merke ich, dass es auch ein paar Fragen gibt die mehr auf einer dritten Ebene wirken … vielleicht mehr auf der Ebene der Essenz, des Feldes, der gemeinsamen Vorstellungskraft? Ich merke gerade, dass es nicht ganz so leicht ist das in Worte zu greifen. Sie werden typischerweise aus einer eher meditativen Haltung heraus bearbeitet.

Ihr startet also als Facilitator mit der Anleitung einer kleinen meditativen Übung, die darauf abzielt, dass die Teilnehmer*innen in ihrem Körper präsent werden und mit allen Sinnen aufmerksam sind – und vielleicht den sonst gar so aktiven Geist etwas verstummen lassen. Ich persönlich mache das gerne mit einem Bodyscan. Andere Techniken wie Atemtechnik etc. sind genauso wirksam. Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass ihr etwas wählt womit ihr als Facilitator euch gut fühlt. Und das auch euch hilft, bei euch anzukommen. Und dann startet ihr mit einer Visualisierung wie beispielsweise:

  • Und jetzt möchte ich eine Einladung an euch aussprechen. Wir sind alle räumlich verteilt – doch wir sind gleichzeitig alle miteinander verbunden. Wir alle haben unsere Füße auf der Erde. Wir sind in Kontakt miteinander. Lasst uns jetzt unseren gemeinsamen Ort für unseren Workshop gestalten. Lasst uns gemeinsam ein Bild kreieren von diesem Ort an dem wir uns gemeinsam befinden. Ich fange einfach mal an – und dann fügt ihr einfach hinzu, was ihr seht und spürt. Ich sehe uns auf einer Wiese / in einem Haus ebenerdig mit Blick ins Grüne / … — Wichtig ist hierbei, dass ihr vor der Meditation alle bittet die Mikrophone an zu schalten. Die Beispiele am Ende sind lediglich fiktiv. Arbeitet hier mit dem ersten was gerade aus euch herauskommt. Und bleibt als Facilitator ganz bei euch. Stellt euch darauf ein, dass es auch Momente der Stille gibt. Diese gilt es auszuhalten. Sie sind nicht negativ – sie schaffen Platz für Neues.
  • Und heute geht es bei uns darum … (teilt mit den Teilnehmer*innen die Intention der Veranstaltung) … Und jetzt am Anfang möchte ich jede*n Einzelnen*n von euch bitten, euch auch mit dieser Intention zu verbinden – und mit uns und den anderen in dieser Runde zu teilen, was euer Beitrag dazu ist. Vielleicht kommt gerade ein Bild in euch, das als Symbol für euren Beitrag steht, oder ein Wort, eine Melodie. Ganz egal was es ist, legt es symbolisch in unsere Mitte. Ich kann gerne mal anfangen … Mein Beitrag ist ein Lagerfeuer. Ich sorge dafür, dass das Feuer nicht ausgeht und, dass wir alle einen gemeinsamen Platz zum Reden haben. — Auch hier sei wieder gesagt, dass das Beispiel mit dem Lagerfeuer lediglich eines von mir ist. Nehmt bei euch dann vollkommen losgelöst davon das was für euch in dem Moment stimmig ist.

Zubereitung

Also ihr trefft ganz einfach je nach Gruppe eure Auswahl an Check-In Fragen. Die Anzahl hängt natürlich auch von der Dauer des Meetings ab. Ihr könnt auch zwei oder drei Fragen die aufeinander aufbauen verwenden. Bitte beachtet dabei auch die Intensität der Fragen und auch was ihr euch als Facilitator zutraut. Es ist völlig in Ordnung auch mal etwas auszuprobieren was ein bisschen außerhalb eurer Komfortzone liegt. Ihr solltet den Bogen halt nur nicht überspannen.

Bei Gruppen bis ca. zehn Personen ist es gut machbar, in einer gemeinsamen Gruppe zu bleiben – bei ein bis zwei Fragen. Bei größeren Gruppen braucht es ein Design das euch auch ermöglicht, zu skalieren. Idealerweise habt ihr dafür eine Videokonferenzlösung im Einsatz die es euch ermöglich, zufällig zusammengewürfelte Break-Out Räume von ca. fünf Personen zu erstellen. Falls dies nicht der Fall ist, könnt ihr auch je nach Teilnehmerzahl die Break-Out Räume vorab anlegen und die Teilnehmer*innen manuell zuteilen (beispielsweise über das virtuelle Whiteboard wo ihr die Namen und Links hinterlegen könnt).

Als besondere Variante – wenn euer Tool Break-Out Räume unterstützt – könnt ihr auch beispielsweise drei Check-In Runden machen. Runde 1 – Frage 1 … dann neu mischen … Runde 2 – Frage 2 … dann neu mischen … und Runde 3 mit Frage 3. Das hat den Effekt, dass die Teilnehmer*innen schrittweise immer mit anderen Teilnehmer*innen in Kontakt kommen. Bei der manuell gestrickten Break-Out Räume Lösung würde ich euch diese Variante allerdings nicht empfehlen. Sie ist nur dann sinnvoll, wenn ihr auch die Möglichkeit habt, die Teilnehmer*innen automatisch nach abgelaufener Zeit wieder zu euch in die große Gruppe zu holen.

Kleiner Tipp: Schreibt die Check-In Fragen am besten in den Chat oder das virtuelle Whiteboard das ihr verwendet. Dann sind sie immer für alle sichtbar.

Weiterer kleiner Tipp: Geht auch als Facilitator mit in die Check-In Räume hinein. Ansonsten kann ein Gefühl des “Abgehängt-Seins” entstehen.

Schöne Beilagen

Als Beilage bietet sich an, das Meeting auch mit einem Check-Out zu schließen. Dabei verwende ich ganz gern folgende Varianten:

  • Was nimmst du mit?
  • Mit welchen Gedanken gehst du?

Falls du das mal gerne erleben und selbst ausprobieren magst, komm gerne in meinen Lern- und Erfahrungsraum. Ich öffne ihn am 12. Juni 2020 von 8:05-9:25 nochmal. Anmeldung ist über Eventbrite möglich.

Falls du diese Anleitung hilfreich gefunden hast und du mir einen kleinen finanziellen Werteausgleich zukommen lassen möchtest, freue ich mich über eine Wertschätzung in Form einer Überweisung auf mein PayPal Konto – barbara@createfellowship.com


Gutes Gelingen!

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